Der Dichterwettstreit ist so alt wie die Literatur selbst: Angefangen vom antiken Griechenland über den Balladenwettstreit zwischen Goethe und Schiller, den Ingeborg-Bachmann-Preis bis hin zu den modernen Poetry-Slams der Gegenwart. Auch die 3a des Schopenhauergymnasiums hat diese Tradition für sich entdeckt. Nach verschiedenen lyrischen Vorbildern werden Anschlussgedichte verfasst und vor der Klasse vorgetragen. Eine Jury aus Schüler*innen kürt die Favorit*innen, zur Belohnung winkt ein Hausübungsgutschein.
Hier gibt es einige der Gewinner*innengedichte zum Nachlesen:
Inspiriert von Erich Kästners “Trostlied im Konjunktiv”:
Der Ameisenbär
von Matthias und Oliver
Ich wäre gern ein Ameisenbär,
weil ich dann ameisenfressend wär.
Ich führe mit meinem Rüssel
in eine Schüssel
voller Ameisen,
um sie zu beißen,
und sie im Magen willkommen zu heißen.
Sähe ich eine am Boden der Vase,
steckte behände ich meine Nase
so weit es ginge in dieselbe hinein.
Doch zu spät – wie immer – fiele mir ein,
wir haben gelernt im Physikunterricht,
ein Stoppel die Vase schließt – luftdicht.
Doch ganz real, nicht konjunktiv,
steckte die Nase fest, ganz tief.
Doch Rettung nahte in höchster Not.
Obwohl ich schon dachte, es wäre tot,
das kleine Tier im Rüssel mich reizte,
worauf zuerst die Beine ich spreizte,
auf dass im Anschluss in lautem Genieße
die Vase mir von der Nase schieße.
Ich weiß, ich gebe mir hier die Blöße,
der Konjunktiv, der hieße: schösse.
Doch während zerschellte die teure Keramik
hatte ich wohl keine Panik
mehr, dass sich das lange Gedicht
schlecht reimte oder überhaupt nicht.
Fluss
von Eva und Klara
Wär ich ein Fluss, stünd’ ich nie still.
Flösse dorthin, wo ich will.
Ohne Sorgen ginge meine Reise voran,
nichts passierte, wenn ich nicht mehr kann.
Viele Ufer zögen vorüber
ich sähe Affen in Bäumen, die sich neckten zärtlich wie Brüder.
Kinder schmissen kleine Steinchen in mich rein,
mein beruhigendes Plätschern schläferte sie ein.
Städte entständen in meinem Tal,
die Zivilisation wäre nicht mehr normal.
Ich sähe sie gewinnen, ich sähe sie verlieren
und hörte viele Schwerter klirren.
In meinem Wasserstrudel spiegelte sich mein Zorn.
Ich zöge jeden mit hinab ob mit Haut, Haar oder Horn.
Meine Trauer verkörperte ein Wasserfall,
der alles mit sich nähme in einem dumpfen Knall.
Wär’ ich müde, ginge ich zur Ruh’.
Legte vor meinem Flussbett ab die Schuh.
Meere, Seen und Quellen wären mein Traum,
aber in Wirklichkeit sähe ich sie wohl kaum.
Wäre ich ein Fluss, stünd’ ich nie still.
Flösse dorthin, wo ich will.
Ohne Sorgen ginge meine Reise voran,
nichts passierte, wenn ich nicht mehr kann.
Schatten
von Magdalena und Clara
Wär’ ich ein Schatten
stünd’ ich immer gegen das Licht.
Du könntest mich sehen,
anfassen jedoch nicht.
Leute versuchten, über mich zu springen,
gar mich zu bezwingen.
Ich folgte dir auf Schritt und Tritt.
Wo immer du auch hingingst,
käme ich mit.
Ich wär’ dir auf den Fersen
auf allen deinen Wegen
über alle Berge
bis ans Ende aller Leben.
Immer hinter dir her ich flitzte
ohne dass ich schwitzte
lautlos neben dir ich säße
still und leise ich dir zusähe.
Wär’ ich ein Schatten
stünd’ ich immer hinter dir.
Überall zu jeder Zeit,
immer zusammen wären wir.
Wär ich ein Stein
von Timon und Sebastian
Wär’ ich ein Stein,
läg’ ich im Flussbett fein.
Niemand sähe mich, wenn ich wein’
Ach, ich wär’ doch so allein!
Nie fragte mich wer, wie’s steht.
Nun wartete ich, bis die Zeit vergeht.
Jeden Tag dasselbe,
langsam würd’ ich grau und gelbe.
Manchmal führe vorbei ein Zug,
doch das wäre nicht genug.
Nie stiege einer zu mir raus.
Sehe ich denn echt so hässlich aus?
Doch zur festlichen Krönung,
erfasste mich eine starke Strömung.
Ich erblickte einen Wasserfall,
ein riesig großer nasser Schwall.
Ich fiele weit hinunter,
kurz darauf ginge ich unter.
Ich sänke in den Sand hinein,
dann hörte ich ein Kindlein schrei’n.
Ich wäre in einer Badebucht.
Glücksgefühle träfen mich mit Wucht.
Menschen kämen jeden Tag,
wenn ich auf dem Strande lag.
Die Sonne wärmte meinen harten Bauch,
erfrischt durch einen sanften Hauch.
Ich hörte viele Kinder lachen.
Ein Hund über mir tät wachen.
Mann nähme mich in die Hand
und würfe mich über den Wasserrand.
Ein Stein zu sein wäre toll,
auch wenn ich manchmal schmoll’.
Wär’ ich ein Stein,
läg’ ich am Ufer fein.
Jetzt könnt’ ich glücklich sein.
Ich wär´ nicht mehr allein.
Inspiriert von Goethes Ballade “Der Zauberlehrling”:
Die unerfüllte Liebe
von Leo
Chili heiß’ ich,
rot bin ich und schlau.
Leo heißt mein Meister.
Wenn ich ihm in die Augen schau,
sehe ich ihn in mich verliebt.
Auch wenn ich manchmal sein Essen klau.
Wenn ich ihm meinen Fressnapf hinschiebe,
gibt er mir Katzenfutter.
Keinen Katzenkater hätte er lieber.
Er sagt, ich wäre sein majestätischer Tiger.
Da steht er nun, meine große Liebe.
Kühlschrank heißt er.
Wenn er nur länger offen bliebe.
Er geht immer auf und zu bei den Menschen.
Aber was ist bloß der Zauberspruch?
Ich muss wohl weiter kämpfen.
Ich höre oft im Film “Sesam öffne dich”,
und ein schweres Tor öffnet sich ganz von allein.
Aber das war alles fake!
Oder vielleicht bin ich auch nur zu klein,
und der Kühlschrank bemerkt mich nicht.
Leo sitzt am Sofa und spielt Snake.
Der Kühlschrank schnurrt leise vor sich hin.
Ich sitze vor ihm und miaue.
Ob ich etwa nicht sein Typ bin?
Nicht einmal, wenn ich ihm tief auf den Türgriff schaue?
Meine Hypnose funktioniert bei Menschen doch immer,
mein Verlangen nach Kühlschrank wird immer schlimmer!
Oh Kühlschrank, hörst du micht nicht flehen!
Na gut, dann werd’ ich halt zu Leo gehen.
Ich versuche ihn zu hypnotisieren – Ach! –
er sagt: “Ich bringe dir Schinken mit Lachs”.
Ballade
von Eva
Frisch aus der Dusche bin ich nass
ein warmer Föhn, das wäre krass!
Meine Haare sollen trocknen,
wo ist denn der Föhn?
Oh komm herbei, du Wunderding,
ich muss heut noch wohin!
Da ist er ja!
Jetzt geht es los.
Doch nein, nun bin ich fertig
und werd’ ihn nicht mehr los!
“Was machst du denn mit meinem Haar?
Früher wars so wunderbar!
Ziehst es nun in dein Triebwerk ein.
Oh lass es doch einfach sein!”
“Willst du nicht hören, du dummer Föhn.
Ich tausch dich gegen den Dyson ein.
Oh du dummes Wesen, so lass es einfach sein!”
Jetzt hab ich keine Geduld mehr,
oh wie oft hab ich gedroht.
Ich möchte nicht mehr leiden,
dieser Föhn solls nicht zu bunt mit mir treiben.
“Da! Das Kabel, ich zieh es einfach raus,
aus die Maus, ich muss hier heraus!”
Nun liegst du kraftlos und klein.
Keine Sorge!
Du kommst in den Mülleimer rein.
Ballade
von Magdalena und Clara
Früh am Morgen stand ich auf,
wollt’ die Vorhänge machen auf.
Wehrten sich die fiesen Dinger,
blieben zu für immer.
Die Nacht davor, fiel mir jetzt ein,
hatten die Vorhänge zu zu sein.
Mich hatte gestört das Licht,
ich wollte es wirklich nicht.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
Nun fehlte mir die Zaubermacht.
Es entstand eine wilde Jagd,
nach welcher ich am Boden lag.
Plötzlich hörte ich ein Klirren,
vor meinen Augen fing es an zu flirren.
Als ich dann die Nachbarn sah,
waren sie schon im Zimmer da.
Zu Hilfe kamen sie mir schnell,
vor meinen Augen wurds wieder hell.
Sie halfen mir und ich dankte ihnen,
am Ende sind sie noch zum Tee geblieben.