Paul Glück (3a) hat sich von Otfried Preußlers “Krabat” zu einer alternativen Handlung inspirieren lassen.
Erinnerungen
Tonda erwachte, als er ein Plätschern hörte. Seine Gedanken waren noch wirr und schlaftunken setzte er sich auf. Er versuchte, die vielen Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. Was war geschehen? Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als ihn ein Tropfen Wasser ins Gesicht traf. Tonda erinnerte sich. Der Sturm! Er sah auf und erblickte die Plane, die Sie gestern Nacht über das Leck im Dach gelegt hatten. Sie war verrutscht, sodass Tonda das graue Tageslicht und den wolkenverhangenen Himmel erblicken konnte. Es regnete noch immer. Er stand auf und seine Füße schlurften über den nassen Boden.
Als er die Stube betrat, sah er einen gewohnten Anblick. Juro hatte bereits begonnen, den Tisch zu decken. Doch der Meister lag noch immer auf der Bank, auf die sie ihn gestern Nacht gebettet hatten, nachdem der Blitz seine Kammer getroffen hatte. „Juro, bring mir einen Wein!“ „Aber Meister, es wäre das Beste..“ „Bring mir einen Wein, hab ich gesagt. Ah Tonda, sag dem Taugenichts, der diese Idee hier hatte, dass diese Bank nicht als Bett taugt!“ Tonda war sprachlos. Gestern noch hatten sie ihn aus den Trümmern geborgen und jetzt war er schon wieder der Mann, den er kannte.
„Tonda, habt ihr schon etwas gefunden?” Diese Frage stellte er nicht zum ersten Mal. Seit seine Kammer zerstört wurde, Iöcherte er sie ununterbrochen mit Fragen, was sie in den Überresten gefunden hatten und forderte sie auf, die Trümmer zu durchsuchen. Er war nicht sicher, was der Meister wollte, aber langsam ermüdeten ihn die ständigen Fragen „Ich werde gleich suchen gehen.” „Gehe lieber jetzt!“ Wortlos verlies Tonda den Raum. Er wusste, dass zu widersprechen ihm nicht erlaubt war. Deshalb verließ er wortlos den Raum und stieg die Treppe zu der Kammer des Meisters hinauf.
Die Tür war an den Rändern noch geschwärzt. Tonda erinnerte sich daran, wie die Flammen an ihr geleckt hatten. Er öffnete die Tür sachte und blickte auf einen Berg aus nassem Schutt und matschiger Asche. Tonda stöberte ein bisschen in den Trümmerstücken, als es unter seinem Fuß knackte und er durch den Boden brach. Nun lag er in der Küche. Ihm tat alles weh, etwas Hartes hatte ihn am Kopf getroffen und bedeckte seine Augen. Benommen nahm er das Ding herab und stellte fest, dass es ein Buch war. Es war der Koraktor. Heimlich nahm er das Buch unters Hemd und schlich zu seinem Bett, wo er begann darin zu stöbern.
Die ersten Buchstaben, die er las, waren wildes Gekrakel und ergaben keinen Sinn, doch als er tiefer in das Buch eindrang, begannen die weißen Linien auf dem schwarzen Papier ihn zu fesseln. Es war eine geheime Wahrheit, die dort verborgen lag. Nur für ihn. Er bräuchte nur noch einen Moment, dann würde er die Lösung erkennen, dachte er. Die Lösung für all seine Probleme.
„Da bist du ja!“, sagte eine Stimme, die vor Wut zu brodeln schien. Der Meister stand in der Tür, auf eine Krücke gestützt. „Gib mir das Buch! Sofort, hörst du!“ Der Meister taumelte auf Tonda zu wie im Wahn. Wäre Tonda nicht ausgewichen, wäre er jetzt von der Krücke erschlagen. Der Meister war auf einmal ein Greis und seine alten Augen blickten voller Begierde auf den Koraktor. „Gib ihn mir!“, schrie er, als er sich auf Tonda stürzte. Tonda stolperte und der Meister über ihn. Die Wut packte ihn, als sein Arm haltsuchend nach vorne zeigte. „Nein!“, Tonda spürte ein Knistern in seinen Fingern. „Nein, er würde sich nicht von dem Meister knechten lassen.” Ein greller Blitz brach aus seiner Hand und traf den Meister in der Brust. Dann war es vorbei. Der Meister war tot.
Panisch rannte Tonda in die Stube. „Juro, hilf mir, der Meister ist verletzt!“, rief er. „Was habt ihr denn?“ „Der Meister bewegt sich nicht mehr, ich glaube, er ist tot!“ Juros Miene spiegelte pure Verwirrung. „Aber ihr bewegt euch doch!” „Natürlich! Aber der Meister ist verletzt!“ „Ihr seid der Meister. Ihr seid Meister Tonda!“ „Nein, ich bin Tonda der Altgeselle!“ Doch als Juros Miene noch immer Verwirrung spiegelte, sank Tonda verzweifelt nieder. Er verstand das nicht. Juro erinnerte sich nicht an ihn.